Die 5 häufigsten Fehler einer glutenfreien Ernährung.

Für die „Glutensensitivität“ verantwortlich sind das Klebereiweiß Gluten, oder aber andere gleichzeitig mit Gluten vorkommende Proteine (z.B. ATI´s, Amylase-Trypsin-Inhibitoren, Prof. Schuppan, Mainz)

In beiden Fällen gilt für die Praxis: Das Meiden von glutenhaltigen Nahrungsmitteln hat eine Schlüsselstellung in der erfolgreichen Behandlung von vielen Beschwerden. Symptome verschwinden, Laborwerte normalisieren sich.

Getreideprotein-assoziierte Erkrankungen können sein:

  • Migräne
  • Kopfschmerz,
  • Gelenksprobleme
  • Magen-, Darmstörungen
  • Akne, Ekzeme
  • Allergien
  • Osteoporose
  • Hormonelles Ungleichgewicht
  • Autoimmunerkrankungen (Morbus Basedow, Hashimoto Thyreopathie, Rheuma, Vitiligo, Typ I Diabetes, Perniziöse Anämie, Gastritis, Multiple Sklerose, Glomerulonephritis, Lupus, Sjögren Syndrom..)
  • Verhaltensstörungen bei Kindern,
  • Stimmungsschwankungen

Aber Achtung: Glutenfrei ist nicht unbedingt mit gesund gleichzusetzen!

Fehler 1) Die Junk-Food-Falle:

Der derzeitige Hype um die Glutenunverträglichkeit lässt ganze Regale in Bioläden und Supermärkten mit glutenfreien Produkten winken. Wir Konsumenten greifen zu diesen, da glutenfreie Zerealien, Kekse, Schnitten, Brot und Kuchen als gesünder gelten. Jedoch haben glutenfreie Getreide einige Fallstricke parat.

Industrielle Verarbeitung:
Die meisten glutenfreie Produkte sind industriell hochverarbeitet, nicht mehr naturbelassen und voll von raffinierten Kohlenhydraten und Zucker.

Die Lösung:
Greifen Sie weniger zu den abgepackten Produkten, sondern wählen Sie frische, lebendige Nahrungsmittel, die nicht industriell verarbeitet sind. Diese finden Sie meist nicht im   „glutenfreien Regal“.

Ungünstiger glykämischer Index/glykämische Last:
2 Scheiben normales Weizenbrot ohne Aufstrich oder Streichfett erhöhen den Blutzucker schneller als eine Dose zuckerhaltiger Softdrink oder 6 Teelöffel reiner Haushaltszucker! Der glykämische Index/Last einiger glutenfreier Getreide ist noch ungünstiger als der ihrer glutenhaltigen Verwandten. Untenstehende Tabelle zeigt 4 verschiedene glutenfreie Brote, die einen höheren glykämischen Index als Haushaltszucker aufweisen. Aber auch glutenfreie Zerealien wie Flakes, Pops, Flocken, aber auch Schnitten, Kekse und Bällchen erhöhen den Blutzucker und somit auch Insulin stärker und schneller als die gleichen glutenhaltigen Produkte oder als zuckerhaltige Schokolade!

Die Lösung:
Portionsgrößen beachten. Nicht mehr als 1 Handvoll bzw. eine Faustgröße Nahrungsmittel aus glutenfreiem Getreide pro Mahlzeit (moderate Low Carb Ernährung).

Fehler 2) Verstecktes Gluten übersehen:

glutenhaltige Getreide sind in Bier, Sojasauce, Wurstwaren, Suppenwürze, Trockengerm und einigen Medikamenten als Streck- und Bindemittel versteckt.

Die Lösung:
Label lesen! Es gibt eine Kennzeichnungspflicht für Getreidebestandteile.

Fehler 3) auf die Darmsanierung vergessen.

Glutenintoleranz bzw. Immunität gegenüber Amylase-Trypsin-Inhibitoren oder Zöliakie verursachen eine Darmentzündung, die meist unerkannt viele Jahre lang besteht, mit der Folge einer Aufnahmestörung von Nährstoffen- und das selbst dann, wenn der Stuhl vollkommen normal ist!

Eine Darmsanierung ist eine mehrwöchige Kur bestehend aus:

  • allergenfreier Darmschonkost
  • Erlernen des gründlichen Kauens (Vorverdauung im Mund)
  • Darmfloraaufbau
  • Unterstützung der Entgiftungsorgane mit Kräutern, Kneipp-Wickeln und Akupunktur
  • Bauchmassage
  • Reinigung des Darms mittels Trinken von Magnesiumsalzen oder
  • optional ColonHydroTherapie

Darmsanierung auf Immuntherapie.at

Fehler 4) Ignorieren von Vitamin- und Mineralstoffmängeln

Neben einer Darmsanierung müssen Mangelzustände ausgeglichen werden:

  • in erster Linie durch nährstoffreiche, vollwertige, biologische Ernährung
  • in zweiter Linie durch hochwertige, ausreichend hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel (professionelle Beratung ist empfehlenswert!)

Fehler 5) andere wesentliche Elemente einer gesunden Ernährung ignorieren, nach dem Motto: „Hauptsache glutenfrei“, „Glutenfrei“ heißt noch lange nicht „gesund“!

wesentliche Elemente einer gesunden Ernährung:
Verhinderung von Übersäuerung:

  • ausreichend Gemüse und Obst (1-2 Portionen Obst und 5 bis 8 Portionen Gemüse pro Tag. 1 Portion = 1 Doppelhand voll)
  • die Hälfte jeder Hauptmahlzeit sollte aus Gemüse(rohkost) bestehen
  • Reduktion von Kohlenhydraten = „Low Carb“-Ernährung
    Faustregel: Für Menschen, die körperlich aktiv sind oder ihr Gewicht halten möchten, können 100 bis 150 Gramm pro Tag optimal sein. Für Menschen, die abnehmen wollen, aber deren Stoffwechsel blockiert ist, wäre 20 bis 50 Gramm pro Tag eine gute Richtlinie (siehe Kohlenhydrattabelle).
  • keinen Zucker – stattdessen unschädliche Süßungsmittel wie Stevia oder Erythrytol.
  • ausreichend gesunde Fette (Leinöl, Hanföl, Kokosöl, Olivenöl..)
  • ausreichend gesunde Proteine (ca. 1 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht, siehe Tabelle)
  • Nahrungsmittel nach Möglichkeit biologisch und schadstoffarm
  • Lebensmittelauswahl nach Stoffwechseltyp und hormoneller Situation
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2017-03-08T10:34:44+00:00

7 Kommentare

  1. Wolfgang Rösler 13. Mai 2018 um 8:08 am Uhr - Antworten

    Vielleicht wäre auch der Besuch einer Wildkräuterwanderung hilfreich. Die Natur bietet genug Pflanzen , die oft als “Unkraut“ Bezeichnet werden, die schmackhafte Salate ergeben.

    • Dr. Veronika Koenigswieser 29. Juni 2018 um 8:49 am Uhr - Antworten

      Wildkräuterwanderung – genial! Sie können gerne hier einen Link posten.

  2. Ruana 28. Januar 2018 um 9:55 pm Uhr - Antworten

    Ich danke Ihnen für den Hinweis bezüglich der finanziellen Belastung. Ich versuche, biologische Lebensmittel zu kaufen, aber Obst und Gemüse kann ich mir immer seltener leisten. In Österreich sind Nahrungsmittel unverhältnismäßig teuer (EU-Vergleich) und wie mir geht es vielen Menschen. Ab und zu eine Banane oder Orange…das geht gerade noch. Aber Salate und Gemüse? Unmöglich. Ich versuche, mit Bio-Gemüsesaft gegenzusteuern. 2x täglich 1/8 Saft. So reicht ein halber Liter für 2 Tage (€ 1,99). Anders ist es nicht mehr machbar. Es sei denn, man ist willens, mit Pestiziden vergiftete Lebensmittel zu essen. Hier wäre die Politik gefordert, doch das wird nicht passieren…

    • Dr. Veronika Koenigswieser 29. Januar 2018 um 9:50 am Uhr - Antworten

      Liebe Ruana,
      Danke für Ihren Beitrag! Selbstverständlich sind die finanziellen Möglichkeiten ein Thema. Dennoch bin ich der Meinung, dass nicht biologisches Gemüse immer noch besser ist als gar keines. Säfte sind leider nur dann ein “zweitbester” Ersatz, wenn sie frisch gepresst und nicht pasteurisiert sind.

      Besser als Säfte sind allerdings selbstgemachte Green Smoothies, da hier die wertvollen Pflanzenfasern mitverwertet werden. Siehe eigener Blogbeitrag.

      Zwar muss man bei nicht biologischem Obst und Gemüse die Pestizide, Herbizide etc. in Kauf nehmen, aber der Nährwert kommt gegenüber dem biologischen Gemüse nur unwesentlich schlechter weg. Die Studien dazu haben mich als Bio-Fan selber überrascht bzw. eigentlich enttäuscht. Bei konventionell angebautem Gemüse kann man ja wenigstens auf Regionalität achten.

      Mein Fazit: Ich empfehle eindeutig: besser leistbares Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau als gar keines.

      Herzliche Grüße
      Ihre Dr. V. Königswieser

  3. anita 14. November 2017 um 5:23 pm Uhr - Antworten

    Ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort
    Aber: All die gesunden Dinge täglich…… das können sich immer weniger Menschen leisten. Ich kann mir es leisten, aber ich kenne eine Menge Leute, die können sich das teure Obst, Beeren, Gemüse usw. nicht mehr täglich leisten. Leider eine Tatsache in unseren Wohlfahrtsstaaten. Auch bei uns hier in der Schweiz. Leute sind nicht so gut verdienend, wie wir immer glauben. Das kommt daher, das Löhne das best gehütetste Geheimnis ist.

    Die Zahl derer, die sich die guten Ratschläge schlicht nicht leisten können, wächst stetig. Was für Angebote/Lösungen bieten wir denen? Auch in der Schweiz: immer mehr voll arbeitende Menschen verdienen keinen kostendeckenden Lohn mehr – leider eine traurige Tatsache. Vielleicht wäre es gar nicht so abwegig wieder eine Schulverköstigung einzuführen, so hätten wenigstens die Kinder einmal pro Tag eine gesunde Ernährung. Mit Tagesschulen wäre dies leicht zu machen. Aber in der Schweiz tun wir uns schwer mit sowas. Tagesschule bis 15.00 Uhr reicht nicht, da die Mütter meist bis 17/18 Uhr arbeiten müssen.

    Ich habe viele Jahre Familienberatung, Scheidungsberatung u. a. m. gemacht und ich weiss wovon ich rede.

    Liebe Grüsse
    Anita

  4. anita 12. November 2017 um 9:01 am Uhr - Antworten

    ausreichend Gemüse und Obst (1-2 Portionen Obst und 5 bis 8 Portionen Gemüse pro Tag. 1 Portion = 1 Doppelhand voll)
    Was schreiben sie denn da? 8 Portionen Gemüse/Tag das heisst jede Stunde Gemüse essen. So ein Mist. Da denkt wohl niemand mehr etwas beim Aufstellen von solch idiotischen Regeln

    • Dr. Veronika Koenigswieser 13. November 2017 um 12:16 am Uhr - Antworten

      Liebe Anita,
      Danke für Ihren Hinweis. Offensichtlich habe ich mich missverständlich ausgedrückt: Nicht 5-8 Mal am Tag, sondern insgesamt 5 bis 8 Portionen pro Tag. Stündlich zu essen, das wäre allerdings tatsächlich ein “idiotischer Mist”.

      5-8 Portionen, das sind z.B.:
      2 Portionen Obst: 1 Apfel, 1 Handvoll Beeren
      insgesamt 3 Doppelhändevoll von einer Mischung aus: z.B. Rucola, Feldsalat, Chinakohl geschnitten, Paprikastreifen, Radieschenscheiben, Petersilie, Frühlingszwiebel für einen Rohkostsalat. Das ergibt eine mittlere Salatschüssel, z.B. zu Mittag als Beilage.

      Wenn zu einer Hauptmahlzeit noch 1 bis 2 Portionen gedämpftes Gemüse (z.B. als Beilage) dazukommen, so ergibt das 7 Portionen Obst und Gemüse für den ganzen Tag.
      Variante: die rohen Blätter und 1 Portion Obst und 1 Biozitrone mit Schale in einem Smoothie verarbeiten, z.B. als Frühstück.

      Das ist ernährungsphysiologisch für Menschen mit halbwegs normal funktionierendem Darm und Kauwerkzeugen gut verdaulich und empfehlenswert (Ballaststoffe, Antioxidantien, Basenüberschuss…). Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung oder einer starken Gastritis ist das natürlich zu viel an Ballaststoffen und vor allem zuviel Rohes. Hier gelten eigene Richtlinien bezüglich Menge und Zubereitungsart von Obst und Gemüse.

      Allgemein gilt: So viel Gemüse, wie möglich, aber nur so viel, wie gut vertragen, also verdaut werden kann. Obst nicht zuviel wegen der Fruktosebelastung. 2 Portionen sind für die meisten Menschen gut verträglich. Jede Pflanzenkost unbedingt gründlich und (fast) bis zur Verflüssigung kauen, wie es schon der Vater der Darmsanierung, Dr.F.X.Mayr, gepredigt hat, dann haben es Magen und Darm unvergleichlich leichter und werden es danken.

      Liebe Grüße
      Dr.V.Königswieser

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